Die Natursportart Tauchen präsentiert sich heute in vielen unterschiedlichen Aktivitäten von Apnoe bis Techtauchen. DIVEMASTER macht Sie mit seinen ausführlichen Besprechungen von Publikationen aus allen Medienbereichen auf interessante Neuerscheinungen aufmerksam und bieten Ihnen zudem die Möglichkeit – in unserem Buch-Tipps-Archiv – auch Besprechungen älterer Publikationen nachzulesen.
Posted inUncategorized|Comments Off on DIVEMASTER – Buchtipps – Buchbesprechungen
Verleihung des ersten DIVE Awards auf der Boot Messe in Düsseldorf.
Am Freitag, 27. Januar auf der boot Düsseldorf, verlieh die Messe gemeinsam mit den bekannten Tauchmedien VDSTsporttaucher, TAUCHEN, divemaster, taucher.net und WETNOTES den ersten dive award live auf der Messe. War der Preis im vergangenen Jahr noch online angekündigt worden, wurden die Gewinner nun auf der boot 2023 in Düsseldorf live vor Ort in der Tauchhalle 12 von einem begeisterten Publikum gefeiert.
In den fünf Kategorien „Personality“, „Climate“, „Product“, „Destination, „Innovation“ – alles Themen, die ein großes Feedback in der Tauchgemeinschaft haben – hatten jeweils drei Nominierte zur Wahl gestanden.
Die Spannung war am Freitagabend am Tauchturm entsprechend groß, als boot Director Petros Michelidakis gemeinsam mit den Chefredakteuren der beteiligten Medien Dietmar Fuchs, Alexander Kassler, Armin Süss, Dr. Friedrich Naglschmid sowie Nina Zschiesche auf die Bühne traten.
In der Kategorie „Innovation“ verlieh Nina Zschiesche von WETNOTES den Preis. Sie zeichnete dafür O’Dive by Azoth aus und betonte, das französische Unternehmen Azoth Systems habe mit O´Dive eine Innovation entwickelt, die es Tauchern zum ersten Mal ermögliche, ihre Tauchpraxis zu personalisieren. Dafür würden Gasmikrobläschen berücksichtigt, die sich nach dem Tauchen im Venensystem von Tauchern bilden. Nach jedem Tauchgang und den anschließenden Messungen ermittele O’Dive einen Tauchqualitätsindex, der zwischen 0 und 100 Prozent liege. So könne der Taucher sein Training selber leicht kontrollieren.
Anschließend bekam Dr. Angela Stevenson die Auszeichnung für die Kategorie „Climate“ von Tauch-Urgestein Dr. Friedrich Naglschmid –Herausgeber des divemasters – überreicht. In seiner Laudatio für die Kieler Forscherin aus dem Geomar Helmholtz Zentrum betonte er die Wichtigkeit dieses Themas. Alle, die in dieser Kategorie nominiert gewesen waren, würden für die Community arbeiten, weil sie dafür sorgen würden, dass unsere Erde und die Meere geschützt und erhalten bleibt.
Mit der Tauchbasis „Kreidesee Hemmoor“ (Halle 12/A31.19) zeichnete die Jury ein naturnahes, aber auch für Städter erreichbares Revier in Hemmoor im Norden Deutschlands aus. Der Chefredakteur der Zeitschrift TAUCHEN Alexander Kassler ist für die Kategorie „Destination“ verantwortlich und hielt die Laudatio auf den Gewinner. Er bezeichnete das Gebiet als den Top-Tauchsee in Deutschland mit Tauchbasis – geeignet für Sport- bis Tech-Tauchen, sehr guter Infrastruktur und mehreren Einstiegen. Zudem sei er von den norddeutschen Metropolen problemlos zu erreichen.
In der Kategorie „Product“ konnte sich ein Innovationstreiber der Branche über den Gewinn freuen. Der US-amerikanische Ausrüstungsgigant Garmin (Halle 12/A31.2) erhielt die Auszeichnung für seinen neuentwickelten Tauchcomputer Descent Mk2i. Armin Süss, Chefredakteur von taucher.net, betonte in seiner Laudatio, Garmin vereine die Bandbreite aus Tauch- und Multisportfunktionen sowie smarten Features im hochwertigen Design. Der Tauchcomputer vereine die wichtigen Funktionen, die ein solches Gerät aktuell haben kann. Diese reichen von verschiedenen Tauchmodi über detaillierte Leistungsstatistiken, bis hin zu Sicherheits- und Trackingfunktionen sowie einem integrierten Musikabspielmodus und kontaktlosem Bezahlen. Außerdem verfüge er über eine sehr lange Akkulaufzeit und vorinstallierte Sport-Apps.
Den Bereich „Personality“ gewann Dr. Florian Huber und erhielt seine Auszeichnung aus den Händen des Chefredakteurs vom VDSTsporttaucher (Halle 12/B67), Dietmar Fuchs. In seiner Laudatio bezeichnete er den 47jährigen Huber als einen begeisterten Wrack- und Historienforscher: ob steinzeitliche Siedlung, mittelalterlicher Brunnen oder neuzeitliches Schiffswrack, Unterwasser-Archäologe Dr. Florian Huber gehöre zu den bekanntesten Tauchern Deutschlands. Seine Expeditionen und Ausgrabungen führten ihn mittlerweile in über 100 Länder. Huber sei nicht nur Wissenschaftler mit Herzblut, sondern auch Autor und Moderator. Mit seinen zahlreichen Auftritten im Fernsehen und im Radio sowie Vorträgen vor Kindern und Erwachsenen begeistere er ein ums andere Mal die breite Öffentlichkeit für das Tauchen und entführe die Menschen in die mystische und faszinierende Unterwasserwelt.
Im Anschluss an die Präsentation der Gewinner trafen sich Laudatoren und Petros Michelidakis mit den Siegern zum Abschlussfoto. Jeder Preisträger erhält eine Prämie in Höhe von 3.000 €.
Weitere Informationen zum dive award und den Nominierten gibt es auf www.boot.de.
Erinnern wir uns kurz: zweimal ist die boot aufgrund staatlicher Intervention ausgefallen – oder besser: Corona war schuld. Jetzt, ENDLICH, ist es wieder soweit und die Messe öffnet in wenigen Tagen ihre Tore. Wir haben einen Blick auf das Angebot der Firmen geworfen, die Corona mehr oder weniger unbeschadet überstanden haben.
Alle aktuellen Meldung zur boot und der InterDive sowie unseren neuen Messe-Chat finden Sie online auf divemaster.de
Die SL-KLASSE
“Da gibt es nicht viel zu testen” sagt Harald Hordosch auf sein neues Gehäuse angesprochen. »Das neue Seacam silver für die Leica ist wie alle unsere Seacam Gehäuse, funktionell, ergonomisch und hochwertig verarbeitet – Ansprüche, die wir seit über 30 Jahren an unsere Gehäuse, made in Austria stellen.«
Da ich Seacam Kunde bin (ja, ich kaufe meine Gehäuse!) seit die Bodies noch bunt waren, kann ich kaum widersprechen. Also gut. Seacam abgehakt, wenden wir uns Leica zu. Da hab ich mir tatsächlich auch zwei Apparate gekauft, erst eine M2, wohl eher aus nostalgischen Gründen und weil ich die Schwarz-Weiß-Fotografie liebe –
Bei den sportlichen Luxuskarossen zählen Wagen mit dem Kürzel SL zur
absoluten Spitzenklasse. Seit wenigen Wochen passt dieses Kürzel auch zur
Spitzenklasse in der Unterwasser »Seacam« Fotografie »Leica«.
Seacam-Fotograf der ersten Stunde, Dietmar Fuchs, ist begeistert…
Marc Stickler, das bin ich. Ich würde sagen, dass ich kein klassischer Fotograf bin. Ich habe ein Biologiestudium absolviert und meine Leidenschaft für die Fotografie im Rahmen von Forschungsaufenthalten auf den Bahamas, in Uganda und Botswana entdeckt. Ich schätze die Natur und der Respekt vor anderem Leben hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ein Mensch, der das Leben in all seinen Farben, Formen und Facetten schätzt, der Wert auf Nachhaltigkeit legt und der mit Freude und Akribie an seinen Werken arbeitet…
Erkrankungen der Atemwege gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen.
Dr. Dr. Philipp Stahl hat für divemaster die wichtigsten Fakten zur Tauchtauglichkeit sowie deren Einschränkungen bei entsprechenden Krankheitsphasen chronischer
Lungenerkrankungen zusammengestellt. Zusätzlich vermittelt er einen Überblick über die dabei möglichen Risiken und Gefahren bei der Ausübung des Tauchsports.
Erkrankungen der Atemwege gehören neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie der koronaren Herzkrankheit, und Stoffwechselerkrankungen, wie dem Diabetes mellitus Typ II, zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der westlichen Welt.
Die zwei wesentlichen chronischen Atemwegserkrankungen sind
Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung
(COPD).
Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung
der Atemwege, die mit einer reversiblen (umkehrbaren) bronchialen
Obstruktion (Verengung der Bronchien) und einem hyperreagiblen
(überempfindsamen) Bronchialsystem einhergeht (Grafik 1). Das
klinische Bild ist variabel und reicht von leichten Verläufen mit nur
wiederkehrendem (rezidivierendem) Husten oder Räusperzwang über
anfallsartig auftretender Luftnot mit pfeifender Atmung mit Fiepen
und Brummen über den Lungen bis hin zum akuten Asthmaanfall,
einem lebensbedrohlichem Krankheitsbild. Die wichtigsten Ursachen
zur Entstehung des Asthma bronchiale sind Allergien, daher auch die
Bezeichnung für diese wichtigste Unterform als allergisches Asthma.
Die Geschlechterverteilung ist bei Asthma bronchiale zwischen Männern
und Frauen weitestgehend ausgeglichen; im Kindesalter betrifft
die Erkrankung mehr Jungen, im Erwachsenenalter mehr Frauen. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass circa 235 Millionen
Menschen an Asthma bronchiale weltweit leiden…
Im Jahr 2012 ereignete sich in der Nordsee ein schwerer Unfall während
des Einsatzes eines professionellen Sättigungstauchers in 90 Meter Tiefe.
Das dynamische Positionierungssystem des Taucherunterstützungsschiffs war abgestürzt
und das Schiff vom Einsatzort weg gedriftet, während sich der Versorgungsschlauch
eines Tauchers an einer Stahlplattform verfing und durchtrennt wurde. Nach 33 Minuten
wurde er in die Taucherglocke gerettet, ohne offensichtliche neurologische Schäden
aufzuweisen. Im Jahr 2019 wurde in den Medien und in einem späteren Dokumentarfilm
suggeriert, dass ein Wunder geschehen sei, um das Überleben des Tauchers zu ermöglichen, nachdem sein Atemgasvorrat auf nur fünf Minuten begrenzt war. Auf der Grundlage der vorhandenen Daten und von Telefongesprächen mit dem betroffenen Taucher (kurz Dc) wird in diesem Fallbericht versucht, zu rekonstruieren, wie Dc überleben konnte, nachdem er in 90 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund von Atemgas, Warmwasser, Licht und Kommunikation abgeschnitten war. Dc trug Bail-out-Heliox (86/14) in zwei Flaschen (2 x 12 l x 300 bar = 7.200 l) mit sich. Die Berechnung des über die Zeit variierenden Atemgasverbrauchs von Dc pro Minute ergab, dass sowohl die abnehmende Viskosität des Heliumgemisches als auch der druckbedingte Anstieg der Viskosität keine Atemgaslücke aufwiesen.
Aufgrund des beträchtlichen respiratorischen Wärmeverlustes wurde die Kerntemperatur
nach der Erholung in der Taucherglocke auf 28,8 Grad bis 27,2 Grad Celsius berechnet. In
Übereinstimmung mit der Literatur würden solche Werte mit Bewusstseinsstörungen bzw.
-verlust einhergehen. Die Verlegung von Dc auf der Bohrplattform mit Hilfe eines ferngesteuerten Fahrzeugs (ROV), der Transport des Opfers zur Taucherglocke und die anschließende Versorgung in der Überdruckkammer sind als vorbildlich anzusehen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das gesunde Überleben von Dc auf der Grundlage rationaler Argumente und verfügbarer Literaturdaten kein Wunder ist, da es anhand zuverlässiger Daten überzeugend erklärt werden kann…
UNSER AUTORENTEAM
Dr. Sven Dreyer,
HBOT, Universitäts-Klinikum Düsseldorf
Prof. Dr. Andreas Deussen,
Physioloisches Institut, TU Dresden
Dr. Dietmar Berndt,
Tauchausrüstung-Unfall-Ermittlung
& Technik-Bewertung, Stutensee
Prof. Dr. Jochen D. Schipke,
FG Experimetelle Chirurgie,
Universitäts-Klinikum Düsseldorf
Das Klima erwärmt sich, die Pole schmelzen. Sterben damit die letzten Walrosse unweigerlich aus oder sind sie noch zu retten? Wir haben einen Blick auf einen der skurilsten Taucher des Tierreiches geworfen.
TEXT: DR. FRIEDRICH NAGLSCHMID
FOTOS: FRANCO BANFI
Auf den ersten Eindruck erscheinen die bis sieben Meter langen und bis 1.500
Kilogramm schweren Tiere plump und unbeweglich, dabei gehören sie zu den Robben,
die noch auf den Vorderflossen und den nach vorne klappbaren Hinterflossen, also auf allen Vieren laufen können.
WIE DAS WALROSS ZUM NAMEN KAM
Als „lächerliches Monstrum“, „Versuch zu einem Tier“, wurde es bezeichnet. Na ja bei
drei Meter Bauchumfang und seiner Schwerfälligkeit an Land, den kleinen, meist rot
unterlaufenen Augen und der knuffligen Nase schon verständlich. Der erste Europäer,
der das Tier beschrieb, der Norweger Other, nannte es „Pferdewal“. Andere empfanden das Geschrei der Tiere gleiche dem Wiehern eines Pferdes, also nannten sie es Walross „Cheval marin“, wieder andere glaubten das Gebrüll…
Das Binnenland von Ostdeutschland, wie die fünf Neuen Bundesländer möglicherweise
dauerhaft heißen, ist unglaublich reich an Tauchgewässern. Die beiden nördlichen
Bundesländer sind geprägt von den Grundmoränen-, Endmoränen- und Sanderseen,
welche durch die letzten Eiszeiten auf dem platten Land ausgeschürft wurden.
Wir können in Mecklenburg-Vorpommern über 2.000 Binnenseen von über einem
Hektar Fläche erforschen, in Brandenburg sind es sogar über 3.000 Seen.
Hoch im Norden des Mecklenburgischen Binnenlandes fallen ganz besonders der
Schmale Luzin und der Carwitzer See ins Auge. Diese Gewässer-Typen „sehenswerter
Tauchseen“ befinden sich meist in oligotrophem (wie der Schmale Luzin) bis
mesotrophem Zustand (wie der Carwitzer See) und haben entsprechend sehr gute
bis gute Sicht. Mehr Nährstoffe im Wasser bedeuten ganz banal eine wenig verringerte
Transparenz, aber eine deutliche Zunahme der Wasserpflanzen- und Fischarten.
Wenn man es liebt, am Steilufer entlang zu tauchen und von unten in versunkene
Baumriesen voller Algenvorhänge, Moostierchen-Ranken und hellgrüne Süßwasserschwämme hinein zu sehen, ist man am Schmalen Luzin richtig. Hier im Naturpark werden die reihenweise ins Wasser gestürzten Buchen nicht entfernt und sind für „Allerwelts-Fischarten“ ebenso Verstecke und Standorte wie für große Hechte, Aale
und Welse. Es ist ein völlig unikaler Anblick, Welse zwischen hellgrünen Geweihschwämmen lauern zu sehen, während oben die lautlose Luzin-Seilfähre vorüber gleitet…
SMART UND LEICHT?
Die Bildqualität der aktuellen Smartphones ist so exzellent, dass
Kompaktkameras kaum noch Chancen haben mitzuhalten.
Gewicht und Handling von Smartphones inklusiv Unterwassergehäuse
liefern zusätzliche Argumente, sich mit der Smartphone UW-Fotografie zu
beschäftigen. Welche Vorteile, Möglichkeiten, aber auch Einschränkungen
sich für den ernsthaften Einsatz ergeben, haben Joachim Heil und
Reimund Hübner herausgefunden.
In vielen Bereichen des Lebens hat Corona zum Umdenken und Nachdenken
angeregt. Besonders zu spüren waren die Ereignisse für Reisende. Gepäckstücke
wurden nicht befördert und sind am Flughafen stehen geblieben. Glücklich der,
dem das verloren geglaubte nach Rückkehr vor die Haustür geliefert wurde. Schmerzlich
für den, der die Tauchausrüstung samt Unterwasser-Fotoausrüstung nicht am Urlaubsort
zur Verfügung hatte. Viele UW-Fotografen und Filmer versuchen daher wesentliche
Utensilien ins Handgepäck zu verstauen. Bei maximal möglichen fünf bis zehn Kilogramm
sind die Grenzen sehr schnell überschritten. Verzicht ist auch nicht immer die geeignete
Möglichkeit, zumal der moderne Mensch nicht mehr verzichten will. Wachstum ist in allen
Lebensbereichen angesagt und hat auch vor der Unterwasser-Fotografie nicht Halt gemacht…
Hansu Hasu, besser bekannt als Hans Hass, war fasziniert von der japanischen Kultur
und vor allem den technischen Errungenschaften der Japaner in der Entwicklung von Unterwasser-Habitaten. Michael Jung erzählt von Hans’ frühen Japan Abenteuern.
Der erste Besuch von Hans Hass im April 1940 in Japan war
dem Umstand geschuldet, dass der Zweite Weltkrieg unversehens
ausgebrochen war, während er sich mit zwei Freunden
auf der Karibikinsel Bonaire befand. Sein Ziel war, hier die bunte
Unterwasserwelt und das Verhalten von Haien in Bezug auf Taucher
kennenzulernen und in Film und Foto festzuhalten. Der direkte Rückweg
nach Europa war wegen der beginnenden Kampfhandlungen im
Atlantik nun versperrt, und es musste für die Heimreise die Westroute,
durch Amerika und den Asiatischen Kontinent, eingeschlagen werden.
Mit dem japanischen Schiff Kamakura Maru fuhren Hass und seine
Freunde von Los Angeles aus über San Franzisko und Hawaii nach
Yokohama, einer südlich von Tokio gelegenen Hafenstadt. Hier erregten
die drei abenteuerlichen Deutschen Aufsehen, und die Zeitungen
brachten große Bildberichte über ihre Erlebnisse in der Karibik.
Tauchen war in Japan eine Betätigung, die bis dahin vor allem für der
Ernte von Perlmuscheln (Pinctada) eingesetzt wurde.
Großformatig und schwer liegt dieser Sachbildband besser auf einem
Tisch oder Lesepult als auf dem Schoß. Großformatig, teilweise die
ganze doppelseitige Buchbreite erfassend, ziehen den Betrachter die
bewegenden Aufnahmen der dokumentierten Wracks in den Bann.
Manchen Wracks ist nur eine Doppelseite gewidmet, andere wie zum
Beispiel das der Mars oder der Aachen bekamen ein mehrseitiges,
umfassendes Portfolio. Jonas Dahm, dem Fotografen ist es dabei gelungen
einfühlsame Porträts der untergegangenen Schiffe zu schaffen.
Im fahlen Grün der Ostsee kontrastiert durch das Licht der Unterwasserlampen
präsentiert Jonas Dahm die Panoramen gleichen Außenaufnahmen
der Wracks. Meist ist in diesen Bildern ein Taucher
ins rechte Licht gerückt ein sinnvoller Größenmaßstab, der gleichzeitig
der Aufnahme räumliche Tiefe verleiht. Manchmal erheben sich
die fast vollständigen Schiffskörper noch stolz über dem Grund, als
wäre nichts geschehen. Bei anderen zeugt das Chaos von gebrochenen
Planken und zerborstenen Schiffsrümpfen von der Heftigkeit des katastrophalen
Untergangs. Dort wo der Fotograf das Detail hervorhebt
oder das Innere des Wracks sichtbar werden lässt, ist es ihm gelungen
das allgegenwärtige Grün der umgebenden Ostsee aufnahmespezifisch
durch das Rotbraun des Rosts der stählernen Wrackteile und
der eisernen Fracht oder durch das eher ockrige Braun bis Schwarzbraun
der gewässerten Holzteile zu verdrängen. Dies schafft in eisiger
Kälte der Ostsee scheinbare Wärme und damit einfühlsame Nähe.
Hervorgehobenen Instrumenten und mitversunkenen Uhren möchte
man das Geheimnis des letzten Standes oder der letzten Zeitangabe
entlocken. Einrichtungsgegenstände wie Petroleumlampen stehen
säuberlich in einem Regal, als wären sie gerade aufgeräumt worden.
An Schreibtischen möchte man Platz nehmen, Schubladen durchsuchen,
durch Gänge gehen und hinter verschlossene Türen schauen.
Lediglich die sich langsam wie ein Leichentuch senkenden Sedimente
und der sich bildende Mulm erinnern an die wässrige Umgebung erzwingen
die Rückkehr in die Realität.
Jedem der 53 ausgewählten Wracks ist ein kurzes charakterisierendes
Portfolio vorangestellt, womit auch der fotografische Schwerpunkt
dieses Buches hervorgehoben wird. Unterstützt wird diese Präsentation
durch das große Querformat, das diesen breitflächigen Motiven
gerecht wird.
Carl Douglas, Historiker und ebenfalls leidenschaftlicher Taucher, hat
die Texte zu den bis zu 110 Meter tief gelegenen Wracks verfasst. Er
schildert, soweit bekannt, die Besonderheiten des Untergangs und der
Ladung. Sein besonderer Augenmerk gilt der historischen Bedeutung
des Schiffs aber auch des hinterbliebenen Wracks. Er beschreibt ergänzend
die Lage und den zum Aufnahmezeitpunkt vorgefundenen
Zustand des Wracks. Das aktuelle Umfeld des Fundorts, die Meeressituation
und vorherrschende Strömungen sind ihm ebenso wichtig
wie die persönliche Empfindungen, Beobachtungen und Eindrücke,
die ihn beim Betauchen dieser historischen Zeitkapseln bewegten.
Schon im Vorwort verweisen die Autoren auf die besondere Zurückhaltung,
die beim Betauchen von Wracks zu gewährleisten ist. Verbergen
sich doch hinter jedem Untergang auch menschliche Schicksale,
die von allen, die Wracks betauchen pietätvoll berücksichtigt werden
müssen. Diese Schicksale und das Leid der Betroffenen begleiten jeden
Tauchgang.
Mehr als 400 Wracks haben Jonas Dahm und Carl Douglas schon
lokalisiert und die meisten davon betaucht. In diesem Band präsentieren
sie die ihrer Meinung nach interessantesten Funde. Da die
Menschen und die Geschichten der Schiffe und ihrer Untergänge im
Vordergrund stehen, werden alle Wracks neutral und ohne nationale
oder politische Betonung und Bewertung vorgestellt. Diesem Respekt
vor den nassen Grabstätten ist auch geschuldet, dass trotz vieler Funde menschlicher Skelettreste nur wenige davon in den Bildern
zu finden sind. Solche Funde sind nicht der Sensationslust dienend,
sondern sollen darauf verweisen, dass es Gedenkstätten und keine
massentouristische Ziele sind. Wobei Letzteres schon wegen der Fähigkeiten
zum Technischen Tauchen bei den tiefer gelegenen Wracks
ausgeschlossen werden kann. Dass die Entnahme von Fundstücken
verboten ist, versteht sich nicht nur von selbst, sondern ist auch in
den verschiedensten Anrainerstaaten gesetzlich geregelt und auch in
den Vorgaben des „ Underwaterheritage of Europe“ festgehalten. Ausnahmen
ergeben sich bei der umsichtigen Entfernung von Geisternetzen,
die eine Gefahr für die Fauna und die Umwelt sind und auch
die Wracks selber weiter schädigen können. Dieser außergewöhnliche
Sachbildband ist in seiner Auswahl der vorgestellten Wracks das Ergebnis
einer mehr als zwei Jahrzehnte umfassenden Arbeit, zu dem
man allen an der Produktion Beteiligten gratulieren kann. Er sollte
in keinem Bücherschrank derer fehlen, die sich für die Schifffahrtsgeschichte
interessieren oder sogar selbst Wracks betauchen. Die hervorragende UW-Fotografie ist ein Meisterstück, an dem sich UWFotografen orientieren können.
Jonas Dahm, Carl Douglas: Geisterschiffe – Eine Reise zu den Wracks der Ostsee,
Malik 2022. Hardcover, 268 Seiten, durchgängig farbig, 32,8 x 3,7 x 24,7 cm.
€ 45,00 ISBN 978-3890295732 Keine Fremdwerbung
Posted inBuch-Tipps, Uncategorized|Comments Off on GEISTERSCHIFFE Eine Reise zu den Wracks der Ostsee