DAS MEER

Wie wir ihm seine Geheimnisse
entlocken und es doch nie ganz
verstehen werden.
Das erste Bild, dem man in diesem
Buch begegnet, ist „Die Hütte des
Zollwärters“ von Claude Monet. Es
ist ein Symbol für den Ausblick über
das Meer, das Wachehalten, einem
Zweck, dem ein großer Teil der seit
Jahrhunderten entstandenen Infrastruktur
entlang der Küsten dient.
Und es ist ein Symbol für die völlig
andere Art dieses Buches, das Thema Meer zu erfassen. In seine Einleitung „Das Meer ist wie Musik“ kommen die kulturellen und philosophischen Gedanken bekannter Persönlichkeiten zum Tragen und zeigen, wohin
einen dieses Buch entführt. Der spannenden und komplexen Geschichte
des Seerechts, der Seefahrt und der Geschichte des Küstenschutzes ist das
erste Kapitel „Küsten“ gewidmet. Alles und nicht nur in diesem Kapitel ist
mit Fakten belegt und mit Gedanken und Geschichten berühmter Persönlichkeiten
aus allen Epochen ausgeschmückt. Das zweite Kapitel erfasst
„Die Wissenschaft des Meeres“, doch wieder anders als gewohnt. Es werden
nicht nur die Fakten aufgezählt, sondern die Gedanken und philosophischen
Überlegungen, die zusammen mit den Beobachtungen und
Messungen zu den Erkenntnissen führten. Die Anfänge der Ozeanografie
werden widergespiegelt, die Fakten und Geschichten über Wellen und Gezeiten
führen von der kleinsten Welle bis zu den größten Flutkatastrophen.
Dem Phänomen des Golfstroms ist der dritte Anschnitt dieses Kapitels gewidmet.
Es leitet über zum Sagen durchwobenen und bis heute noch völlig
unzureichend erforschtem „Leben im Meer“. Von der täglichen vertikalen
Massenwanderung des Planktons bis zu den globalen Wanderungen der
Wale, von den Monstergeschichten der Seefahrer über Seeungeheuer bis
zu den Fakten über Weiße Haie reicht der Zitaten untermalte Wissensschatz
dieses Kapitels. Wenn es dann in der Folge um Entdeckungen geht,
begibt man sich auf eine Reise voller Abenteuer, in denen sich Kulturen,
Ambitionen, Hoffnungen, aber auch Ängste und Zweifel der Entdecker
nachempfinden lassen. Dass alle bisherigen Beobachtungen, Erlebnisse
und Empfindungen ihren Niederschlag in allen kulturellen Sparten des
menschlichen Seins finden, offenbart das Kapitel „Das Meer in Kunst und
Musik“ in dem literarische Aspekte ebenso wie Postkartensammlungen zur
Geltung kommen. Natürlich liegt einer der Schwerpunkte in den maritimen
Bildenden Künste und ein weiterer in der musikalischen Würdigung
der Meere. Auch die großen filmischen Inszenierungen sind in diesen Betrachtungsbogen
integriert.
Richard Hamblyn, dem Dozent an der University in London ist ein außergewöhnliches
Buch zum Thema „Meer“ gelungen, das die gegenseitige Beeinflussung
von Kunst und Wissenschaft eindrucksvoll erkennbar macht.
Nicht zu vergessen, sein zeitkritischer Nachtrag und der gesamte Anhang
mit Quellenverzeichnis, Register und Bildnachweis. Amüsant zu lesen in
der deutschen Übersetzung von Tobias Rothenbücher, in handlichem Format
mit gut zugeordneten Illustrationen ist dies ein in jeder Hinsicht zu
empfehlendes Themenbuch für alle, die in irgendeiner Form ob in Urlaub,
Hobby oder Beruf mit dem Meer in Berührung kommen.

Richard Hamblyn: Das Meer. Knesebeck Verlag, München 1. Auflage 2022.
Hardcover, 272 Seiten, 14,3 x 2,2 x 21,7 cm. 101 Farb. Abb., € 22,00
ISBN 978-3957286819 Keine Fremdwerbung

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