Page 24 - divemaster Ausgabe 114 - Okt/Nov/Dez 2022
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kunst unter wasser
Dazu wurden das Hauptgebäude des Steinbruchbetriebes als Stütz-
punkt für Veranstaltungen saniert und zugleich ein weiteres Quartier
für den Pächter Tauchteam Druckausgleich e. V. Freiberg geschaffen.
Ab dem Jahre 2006 fanden alljährliche Bildhauer-Workshops statt. Aus
diesem Grunde steht das komplette Gelände am Steinbruchsee voll
mit Kunstwerken. Der erste Kurator der Kunstbegeisterten am See war
Magister Peter Manhal aus Österreich. Der Magister verstand es gut,
auch unter Laien Begeisterung für die Kunst zu wecken und aus dem
Stegreif über ein eben entstandenes Kunstwerk packend eine halbe
oder ganze Stunde zu reden. Dabei zog er alle Register der Kunstge-
schichte und Philosophie und es fielen auch legendäre Sätze wie (aus
der Erinnerung zitiert): „Der pure Granit diszipliniert die Künstler. Die
Härte des Gesteins lässt keine Gehirn-Wichsereien zu“.
Sogleich in den ersten Jahren 2006 und 2007 war die Kunstbegeiste-
rung so groß, dass zusätzlich zu den Skulpturen an den Seeufern auch
Kunstwerke für eine Unterwassersammlung im See geschaffen wur-
den. Hierfür engagierte sich in besonderer Weise der Dresdener Bild-
hauer, Maler und Glaskünstler Thomas Reimann mit eigenen Werken
und Kunstwerken seiner Kollegen. Auch die damalige Kunstgalerie am
Seegrund konnte allein durch die Mitarbeit des Freiberger Tauch-
vereins installiert werden. Ab dem Jahre 2009 bis zum heutigen Tag
engagiert sich der Verein „Steinleicht e. V.“ intensiv für die folgenden
Bildhauer-Workshops. Über die Unterwassersammlung der Anfangs-
jahre, welche über ein Jahrzehnt den See bereicherte, berichtete die
Oben: Das aus Eiche-Segmenten montierte Boot des Künstlers Litwiniuk Zeitschrift unterwasser im Septemberheft von 2010.
schwebt im Wasser und heißt „Metamorphose“. Wegen des besonderen Aufwandes und vielleicht auch Konzept-be-
Unten: Die Aufstellung der Granitfiguren erforderte Hebesack-Arbeiten. dingt schlief die Initiative „Unterwassersammlung“ dann wieder
ein. Denn das damalige Konzept war: Wir stellen Kunstwerke unter
Wasser und lassen diese fünf bis zehn Jahre altern. Danach heben wir
die hoffentlich noch interessanter gewordenen Skulpturen für den
Verkauf auf der Dresdener Kunstmesse „room +style und NEUE art“.
So geschah es auch und dies bedeutete das vorläufige Ende der Unter-
wasserkunst-Woche oder wenigstens eine lange Pause.
2. UNTERWASSERKUNSTWOCHE FÜNFZEHN JAHRE SPÄTER
Bezogen auf diese Anfänge riefen der Kunstverein „Steinleicht e.V.“
und der Tauchverein im Jahre 2022 die „2. Unterwasserkunstwoche
am Krabatstein Miltitz“ ins Leben. Bildhauer konnten sich mit Kon-
zepten bewerben, auf Einladung binnen einer Woche eine wasser-
taugliche Skulptur schaffen und damit Geldpreise gewinnen. Die
entstehenden Figuren wurden ausdrücklich Vereins-Eigentum und
stehen nun auf unbestimmte Zeit unter Wasser, ein Verkauf ist nicht
vorgesehen.
Aus dieser Geschichte heraus existieren heute im See zwei Gruppen
von Skulpturen: Einige wenige verbliebene Kunstwerke aus den Jahren
2006 und 2007, die nicht gehoben wurden und sichtlich Patina haben,
und eine Menge neuer Figuren, die teils von der zweiten Unterwasser-
kunst-Woche 2022, aber auch vom Bildhauerworkshop 2020 stammen
können. Außerdem existieren natürlich zahlreiche Fotos der veräußer-
ten Kunstwerke.
MAGISCHE SEE UNTER STÄHLERNEM PHÖNIX
Am Hochufer des Sees breitet ein Phönix sein stählernen Schwingen
aus, von der Klippe scheint ein rostiger Eisenmann in die Tiefe zu
hechten, an der Granitsteilwand hängt ein sechs Meter hoher Traum-
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