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kunst unter wasser






                                                              Dazu wurden das Hauptgebäude des Steinbruchbetriebes als Stütz-
                                                              punkt für Veranstaltungen saniert und zugleich ein weiteres Quartier
                                                              für den Pächter Tauchteam Druckausgleich e. V. Freiberg geschaffen.
                                                              Ab dem Jahre 2006 fanden alljährliche Bildhauer-Workshops statt. Aus
                                                              diesem Grunde steht das komplette Gelände am Steinbruchsee voll
                                                              mit Kunstwerken. Der erste Kurator der Kunstbegeisterten am See war
                                                              Magister Peter Manhal aus Österreich. Der Magister verstand es gut,
                                                              auch unter Laien Begeisterung für die Kunst zu wecken und aus dem
                                                              Stegreif über ein eben entstandenes Kunstwerk packend eine halbe
                                                              oder ganze Stunde zu reden. Dabei zog er alle Register der Kunstge-
                                                              schichte und Philosophie und es fielen auch legendäre Sätze wie (aus
                                                              der Erinnerung zitiert): „Der pure Granit diszipliniert die Künstler. Die
                                                              Härte des Gesteins lässt keine Gehirn-Wichsereien zu“.
                                                              Sogleich in den ersten Jahren 2006 und 2007 war die Kunstbegeiste-
                                                              rung so groß, dass zusätzlich zu den Skulpturen an den Seeufern auch
                                                              Kunstwerke für eine Unterwassersammlung im See geschaffen wur-
                                                              den. Hierfür engagierte sich in besonderer Weise der Dresdener Bild-
                                                              hauer, Maler und Glaskünstler Thomas Reimann mit eigenen Werken
                                                              und Kunstwerken seiner Kollegen. Auch die damalige Kunstgalerie am
                                                              Seegrund konnte allein durch die Mitarbeit des Freiberger Tauch-
                                                              vereins installiert werden. Ab dem Jahre 2009 bis zum heutigen Tag
                                                              engagiert sich der Verein „Steinleicht e. V.“ intensiv für die folgenden
                                                              Bildhauer-Workshops. Über die Unterwassersammlung der Anfangs-
                                                              jahre, welche über ein Jahrzehnt den See bereicherte, berichtete die
        Oben: Das aus Eiche-Segmenten montierte Boot des Künstlers Litwiniuk   Zeitschrift unterwasser im Septemberheft von 2010.
        schwebt im Wasser und heißt „Metamorphose“.           Wegen des besonderen Aufwandes und vielleicht auch Konzept-be-
        Unten: Die Aufstellung der Granitfiguren erforderte Hebesack-Arbeiten.  dingt schlief die Initiative „Unterwassersammlung“ dann wieder
                                                              ein. Denn das damalige Konzept war: Wir stellen Kunstwerke unter
                                                              Wasser und  lassen diese fünf bis zehn Jahre altern. Danach heben wir
                                                              die hoffentlich noch interessanter gewordenen Skulpturen  für den
                                                              Verkauf auf der Dresdener Kunstmesse „room +style und NEUE art“.
                                                              So geschah es auch und dies bedeutete das vorläufige Ende der Unter-
                                                              wasserkunst-Woche oder wenigstens eine lange Pause.
                                                              2. UNTERWASSERKUNSTWOCHE FÜNFZEHN JAHRE SPÄTER
                                                              Bezogen auf diese Anfänge riefen der Kunstverein „Steinleicht e.V.“
                                                              und der Tauchverein im Jahre 2022 die „2. Unterwasserkunstwoche
                                                              am Krabatstein Miltitz“ ins Leben. Bildhauer konnten sich mit Kon-
                                                              zepten bewerben, auf Einladung binnen einer Woche eine wasser-
                                                              taugliche Skulptur schaffen und damit Geldpreise gewinnen. Die
                                                              entstehenden Figuren wurden ausdrücklich Vereins-Eigentum und
                                                              stehen nun auf unbestimmte Zeit unter Wasser, ein Verkauf ist nicht
                                                              vorgesehen.
                                                              Aus dieser Geschichte heraus existieren heute im See zwei Gruppen
                                                              von Skulpturen: Einige wenige verbliebene Kunstwerke aus den Jahren
                                                              2006 und 2007, die nicht gehoben wurden und sichtlich Patina haben,
                                                              und eine Menge neuer Figuren, die teils von der zweiten Unterwasser-
                                                              kunst-Woche 2022, aber auch vom Bildhauerworkshop 2020 stammen
                                                              können. Außerdem existieren natürlich zahlreiche Fotos der veräußer-
                                                              ten Kunstwerke.

                                                              MAGISCHE SEE UNTER STÄHLERNEM PHÖNIX
                                                              Am Hochufer des Sees breitet ein Phönix sein stählernen Schwingen
                                                              aus, von der Klippe scheint ein rostiger Eisenmann in die Tiefe zu
                                                              hechten, an der Granitsteilwand hängt ein sechs Meter hoher Traum-




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