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Dr. Friedrich Naglschmid
        bücher                                                          Was mir gefällt!









        GEISTERSCHIFFE
        Eine Reise zu den
        Wracks der Ostsee
        Großformatig und schwer liegt dieser Sachbildband besser auf einem
        Tisch oder Lesepult als auf dem Schoß. Großformatig, teilweise die
        ganze doppelseitige Buchbreite erfassend, ziehen den Betrachter die
        bewegenden Aufnahmen der dokumentierten Wracks in den Bann.
        Manchen Wracks ist nur eine Doppelseite gewidmet, andere wie zum
        Beispiel das der Mars oder der Aachen bekamen ein mehrseitiges,
        umfassendes Portfolio. Jonas Dahm, dem Fotografen ist es dabei ge-
        lungen einfühlsame Porträts der untergegangenen Schiffe zu schaffen.
        Im fahlen Grün der Ostsee kontrastiert durch das Licht der Unter-
        wasserlampen präsentiert Jonas Dahm die Panoramen gleichen Au-
        ßenaufnahmen der Wracks. Meist ist in diesen Bildern ein Taucher
        ins rechte Licht gerückt ein sinnvoller Größenmaßstab, der gleichzei-
        tig der Aufnahme räumliche Tiefe verleiht. Manchmal erheben sich
        die fast vollständigen Schiffskörper noch stolz über dem Grund, als
        wäre nichts geschehen. Bei anderen zeugt das Chaos von gebrochenen
        Planken und zerborstenen Schiffsrümpfen von der Heftigkeit des ka-
        tastrophalen Untergangs. Dort wo der Fotograf das Detail hervorhebt
        oder das Innere des Wracks sichtbar werden lässt, ist es ihm gelungen
        das allgegenwärtige Grün der umgebenden Ostsee aufnahmespezi-
        fisch durch das Rotbraun des Rosts der stählernen Wrackteile und
        der eisernen Fracht oder durch das eher ockrige Braun bis Schwarz-
        braun der gewässerten Holzteile zu verdrängen. Dies schafft in eisiger
        Kälte der Ostsee scheinbare Wärme und damit einfühlsame Nähe.
        Hervorgehobenen Instrumenten und mitversunkenen Uhren möchte
        man das Geheimnis des letzten Standes oder der letzten Zeitangabe
        entlocken. Einrichtungsgegenstände wie Petroleumlampen stehen
        säuberlich in einem Regal, als wären sie gerade aufgeräumt worden.
        An Schreibtischen möchte man Platz nehmen, Schubladen durchsu-
        chen, durch Gänge gehen und hinter verschlossene Türen schauen.
        Lediglich die sich langsam wie ein Leichentuch senkenden Sedimente
        und der sich bildende Mulm erinnern an die wässrige Umgebung er-
        zwingen die Rückkehr in die Realität.
        Jedem der 53 ausgewählten Wracks ist ein kurzes charakterisierendes
        Portfolio vorangestellt, womit auch der fotografische Schwerpunkt
        dieses Buches hervorgehoben wird. Unterstützt wird diese Präsenta-
        tion durch das große Querformat, das diesen breitflächigen Motiven
        gerecht wird.
        Carl Douglas, Historiker und ebenfalls leidenschaftlicher Taucher, hat
        die Texte zu den bis zu 110 Meter tief gelegenen Wracks verfasst. Er   gen sich doch hinter jedem Untergang auch menschliche Schicksale,
        schildert, soweit bekannt, die Besonderheiten des Untergangs und der   die von allen, die Wracks betauchen pietätvoll berücksichtigt werden
        Ladung. Sein besonderer Augenmerk gilt der historischen Bedeutung   müssen. Diese Schicksale und das Leid der Betroffenen begleiten je-
        des Schiffs aber auch des hinterbliebenen Wracks. Er beschreibt er-  den Tauchgang.
        gänzend die Lage und den zum Aufnahmezeitpunkt vorgefundenen   Mehr als 400 Wracks haben Jonas Dahm und Carl Douglas schon
        Zustand des Wracks. Das aktuelle Umfeld des Fundorts, die Meeres-  lokalisiert und die meisten davon betaucht. In diesem Band präsen-
        situation und vorherrschende Strömungen sind ihm ebenso wichtig   tieren sie die ihrer Meinung nach interessantesten Funde. Da die
        wie die persönliche Empfindungen, Beobachtungen und Eindrücke,   Menschen und die Geschichten der Schiffe und ihrer Untergänge im
        die ihn beim Betauchen dieser historischen Zeitkapseln bewegten.   Vordergrund stehen, werden alle Wracks neutral und ohne nationale
        Schon im Vorwort verweisen die Autoren auf die besondere Zurück-  oder politische Betonung  und Bewertung vorgestellt. Diesem Res-
        haltung, die beim Betauchen von Wracks zu gewährleisten ist. Verber-  pekt vor den nassen Grabstätten ist auch geschuldet, dass trotz vieler




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