Page 8 - divemaster Ausgabe 107 - Jan/Feb/Mrz 2021
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Seit 1941 bewegt sich der Mensch unter Wasser nicht
           mehr nur aufrecht schreitend fort, sondern auch als
           Schwimmtaucher. Diese neue Fortbewegungsart wur-
           de von Hans Hass durch die Kombination von einem
           autonomem Sauerstoff-Kreislaufgerät von Dräger mit
           Schwimmflossen erreicht. Wie Michael Jung darstellt,
           gab es einige Entwicklungsstufen des Rebreathers.



          80 JAHRE REBREATHER








                              FOTOS & ERZÄHLUNG: HANS HASS
                                        TEXT: MICHAEL JUNG                      anderem für Schweißarbeiten benötigt.
                                                                                Hass traf sich 1941 in Lübeck im Drä-
                                                                                gerwerk mit dem Technischen Direktor
                     ans Hass unternahm seine   produziert und bei Feuerwehren, der Gru-  Hermann Stelzner und erprobte das Gerät
                    ersten Tauchgänge ab 1937   benrettung und als Uboot-Austauchgerät   im Tauchtank. Die „Gegenlunge“ sollte
                  in der Donau bei Wien, der   eingesetzt. Der Produktname des Sauerstoff-  zum Schwimmtauchgerät umfunktioniert
        Adria und der Karibik mit einem offenen   gerätes war „Dräger Gegenlunge“. Neben   werden. Dafür wurde der Atemsack auf den
        Taucherhelm. Er war kostengünstig herzu-  einer kleinen Sauerstoffflasche von 0,6 Liter   Rücken verlagert. Die „Gegenlunge“ hatte
        stellen, leicht zu transportieren und genügte   Volumen, die auf 150 bar gefüllt wurde und   ursprünglich einen ringförmig um den Hals
        für flache, einfache Tauchgänge. Allerdings   auf Bauchhöhe an einem Atembeutel be-  angebrachten Atemsack, der das Aufrecht
        benötigte man auch einen Bediener an der   festigt war, bestand das Gerät nur noch aus   schreiten auf dem Meeresgrund vereinfa-
        Oberfläche für die Luftpumpe, und konnte   einer Kalipatrone, wo die Ausatemluft vom   chen sowie seinem Träger eine sichere Lage
        sich nur in geringem Radius von diesem   Kohlendioxid gereinigt wurde, und einem   an der Oberfläche ermöglichen sollte, wenn
        wegbewegen. Der offene Taucherhelm war   Schlauch mit Mundstück. Das Gerät war als   die Gegenlunge als Uboot-Rettungsgerät
        also nur ein sehr unzureichender Notbehelf,   einfacher Pendelatmer ausgelegt.  eingesetzt wurde.
        wenn man autonom sein und wie Hass ein   Für Hass, der in entlegenen Gegenden   Wichtigstes Merkmal aber war, dass Hass
        größeres Gebiet erforschen wollte.  Unterwasserexpeditionen durchführen   neben dem Tauchgerät auch Schwimmflos-
        Auf der Suche nach einem geeigneteren   wollte, war dieses Gerät ideal geeignet. Es   sen verwandte. Sie waren eine Eigenkonst-
        Tauchgerät stieß Hass schnell auf die Sauer-  besaß kaum mechanische Teile, die versagen   ruktion der Wiener Firma Semperit, die auf
        stoff-Atemgeräte des Drägerwerkes. Sie wur-  konnten, und Sauerstoff war in fast allen   eine Erfindung des Franzosen Louis Marie
        den bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts   Häfen zu bekommen, da man ihn unter   de Corlieu zurückging. Komplettiert wurde




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