Page 9 - divemaster Ausgabe 107 - Jan/Feb/Mrz 2021
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links: Kampfschwimmer der Bundesmarine 1957
mit Dräger Sauerstoff-Rebreather am Strand von
Eckernförde. Da die Geräte sehr leicht waren, anti-
magnetisch und keine verräterischen Luftblasen
an die Oberfläche stiegen, waren sie ideal als
Einsatzgeräte geeignet. Sie tragen das Gerät auf
der Brust.
linke Seite: Im Roten Meer (1950) verwendeten
Hass und seine Expedtionsmitglieder das Sauer-
stoff-Kreislaufgerät. Auch Lotte Hass gewöhnte
sich schnell an dessen Bedienung.
oben: Hans Hass, Kurt Schaefer (rechts) und Gerry
Weidler füllen „Atemkalk“ zur Bindung des in der
das Gerät mit einer Maske, die die Nase mit Ausatemluft enthaltenen Kohlenstoffdioxids in
einschloss. den Absorberbehälter.
Das Kreislaufgerät hatte zwar den Nachteil,
dass der reine Sauerstoff, den der Taucher
einatmet, in Abhängigkeit von Tauchtiefe kann es bei dieser Methode dazu kommen,
und -zeit auf den menschlichen Körper dass der zur Verfügung stehende Sauerstoff
giftig wirkt. Allerdings reichte Hass dieses (Beutel und Versorgung aus der Druckfla-
einfache Gerät für seine Vorhaben aus. sche) nicht ausreicht. Er muss dann durch
Er wollte sich sowieso nur in den oberen, Zusatzsauerstoff abgedeckt werden, die ma-
warmen und hellen Meeresregionen be- nuell durch einen so genannten Zuschuss-
wegen, wo er ohne Tauchanzug längere Zeit Druckknopf in den Atembeutel eingelassen
verbringen konnte. oben: Hans Hass mit Sauerstoffgerät und Flossen werden kann. Das Gerät erforderte ständige
Hass führte mit dieser neuen Schwimm- 1953 in den Korallenwäldern von Bonaire. Aufmerksamkeit vom Bediener. Das erste
tauchausrüstung 1942 eine Expedition in Gerät, das Hass in der Agäis verwendete,
der Ägäis durch. Hier konnte er erstmals war noch ein Pendelatmer, auch wenn der
den Bewuchs unterseeischer Höhlen er- Atemschlauch schon zweigeteilt war.
forschen - und schrieb später darüber seine Das erste Tauchgerät von Hass war ein Nach Rückkehr von der Griechenland Expe-
Doktorarbeit in Zoologie. dauerhaft abströmendes Gerät (Continu- dition wollte Hass den Sauerstoff-Rebreat-
Hass erkannte, welche neuen Möglich- ous-Flow-Regulator). Der kontinuierliche her gemeinsam mit dem Drägerwerk für die
keiten das neue Schwimmtauchgerät für Gasstrom wird durch die Dimensionierung Heliox-Anwendung weiterentwickelt. Damit
Beruf, Wissenschaft und Freizeit bot. In ihm der Abströmdüse begrenzt. In der Ausatem- wären tiefere Einsätze möglich. Der Kons-
reifte der Gedanke, seine Erfindung auch phase wird der weiter strömende Sauerstoff truktionsingenieur Hermann Tietze des
wirtschaftlich auszuwerten. Doch Hass war in einem Atembeutel gespeichert und in der Drägerwerkes hatte dazu bereits ein Patent
damals noch Student, gerade mal 23 Jahre dann folgenden Einatmung zusammen mit eingereicht. Die Arbeiten, die unter großer
alt und besaß außer einer klaren Zielvorstel- dem aus dem Gerät strömenden Sauerstoff Geheimhaltung unter dem Codenamen
lung keinerlei Erfahrung in wirtschaftlichen der Lunge zugeführt. Bei starker körper- „Projekt Meergeist“ durchgeführt wurden,
Dingen. licher Arbeit oder schnellem Abtauchen kamen bis Kriegsende nicht mehr über die
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