Page 53 - divemaster Ausgabe 115-JanFebMrz23-Testlesen
P. 53
Auch wenn Walross und Eisbär unter Wasser nicht Jedermanns Sache sind,
gibt es viel auf den Tauchgängen zu entdecken. Riesige Kelpwälder unter Eis
und imer wieder neugierige Fische.
wurde das Gesicht taub, sobald wir ins Wasser kamen. Fast an jedem
Tauchplatz erlebten wir beträchtlichen Wellengang, der sich bis etwa
zehn Meter unter der Oberfläche bemerkbar machte. An einigen unglücklichen Robbe oder eines Walrosses. Später überquerten wir den
Tauchplätzen machte der Seegang in Verbindung mit dem Tauchen 80. nördlichen Breitengrad und waren damit etwa 600 Seemeilen vom
durch die Kelpwälder die Tauchgänge manchmal unangenehm. Nordpol entfernt. Wenn das Packeis und die Wetterbedingungen es
zulassen, ist es möglich, die äußerste nordöstliche Seite des Svalbard-
600 MEILEN ZUM NORDPOL Archipels zu erreichen. Die Hinlopen Strait ist voll von Wildtieren. Das
An den folgenden Tagen besserte sich das Wetter, und es gelang uns, die Wasser, das jeden Tag durch diese Meerenge fließt, ist reich an Phyto-
Nordwestecke der Insel Spitzbergen anzusteuern und in den östlichen und Zooplankton, das die Dickschnabelmöwenkolonie am Westufer
Teil vorzudringen. Leichter, waagerecht wehender Schnee in einem ernährt. Auf dem Rückweg zum Breibogen entdeckten wir ein wunder-
steifen Wind bei bewölktem Himmel und einer Temperatur von minus schönes Eisbärenweibchen, dem wir uns ganz nah nähern und über
fünf bis plus drei Grad ließen die Landschaft etwas winterlich erschei- eine gewisse Strecke folgen konnten, während es am Ufer des Fjords
nen. Als wir unseren ersten Eisbären entdeckten, änderte sich alles. Er entlanglief. Während wir die Bärin beobachteten, entdeckte der Skipper
lief im Schnee am westlichen Rand des Raudfjorden entlang, und nicht zwei junge Walrosse, die auf einer kleinen Eisfläche ruhten. In wenigen
weit davon entfernt fanden wir die skelettierten Überreste einer offenbar Minuten manövrierte er uns an den besten Beobachtungsplatz. Wir
bemerkten ein größeres und beeindruckenderes männliches Walross auf
einer anderen Eisfläche. Dieses Walross bot eine spektakuläre Gelegen-
heit zum Fotografieren und Beobachten, da die Lichtverhältnisse hervor-
ragend waren. Der Hintergrund aus Eis und Bergen war ästhetisch an-
sprechend, und das Walross hätte nicht kooperativer sein können. – wie
unsere Bilder auf den vorangegangenen Seiten dokumentieren.
Sabrina Belloni
Als freiberufliche
Journalistin hat Sabrina
eine natürliche Vorliebe für
endlose Tauchgänge und
eine Leidenschaft für
wissenschaftliche
Veröffentlichungen.
divemaster #115 | 53