Page 32 - divemaster Ausgabe 114 - Okt/Nov/Dez 2022
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medizin
Blut aus dem rechten Vorhof in den linken Vorhof möglich und es besteht
eine Kurzschlussverbindung, ein sogenannter Rechts-Links-Shunt.
Beim Tauchen besteht allerdings Krankheitswert durch den Übertritt von
Gasblasen in den linken Vorhof und demnach in die arterielle Strombahn
mit der Gefahr der Ausbildung einer arteriellen Gasembolie (AGE) durch
nicht zuvor durch die Lungen abgeatmeten Stickstoff. Häufige Folge ist
eine Cutis marmorata (Marmorhaut) in Folge der AGE mit Gasblasenan-
sammlung (Stickstoff) in arteriellen Endstrombahnen der Haut bzw. des
Unterhautfettgewebes (Abb. 2).
Das Risiko für einen Dekompressionsunfall (DCI) bei Tauchern mit PFO
ist circa zwei- bis dreimal höher im Vergleich zu Tauchern ohne PFO. Da
eine DCI insgesamt aber ein sehr seltenes Ereignis darstellt, ist ein rou-
tinemäßiges PFO-Screening im Rahmen einer Tauchtauglichkeitsunter- Abb. 3 Bildausschnitt einer Transthorakalen Echokardiographie
suchung nicht angezeigt. Jede DCI-Symptomatik insbesondere in Zusam- (TTE). Der rechte Ventrikel (rechte Herzkammer, weißer Pfeil, links im
menhang mit unauffälligem Tauchprofil sollte allerdings taucherärztlich Bild) weist im Rahmen eines Tauchunfalls eine deutliche Blasenlast
(weiße Punkte bzw. Pünktchen) im Vergleich zum linken Ventrikel
abgeklärt werden. Eine Untersuchung auf ein PFO ist nach taucherärzt- (linke Herzkammer, roter Pfeil, links im Bild) auf. In diesem Fall funk-
licher Einschätzung angezeigt bei stattgehabten Symptomen einer DCI tioniert der Lungenfilter gut, da die Blasen vom rechten Ventrikel via
in Zusammenhang mit einem gänzlich unauffälligen Tauchprofil ohne Lungenarterie (sauerstoffarmes aber Stickstoffblasen-reiches Blut)
Regelverstöße und Fehlen von Risikofaktoren, die eine DCI provozieren zur Lunge transportiert werden, im Rahmen des alveolären Gasaus-
können, wie Flüssigkeitsmangel, Repetitiv-Tauchgänge am Unfalltag und tauschs abgeatmet werden und in diesem Fall fast Stickstoffblasen-
vorausgegangener Tage (Restsättigung), Umkehrprofile (Folgetauchgänge armes (aber sauerstoffreiches) Blut via Lungenvenen über den linken
tiefer als vorausgegangene Tauchgänge) sowie Tauchgänge mit Jo-Jo-Pro- Herzvorhof in den linken Ventrikel und sukzessive in den Kreislauf
filen und sollte zwingend taucherärztlich sowie kardiologisch zur Unter- gelangen.
suchung auf Bestehen eines PFOs weiter abgeklärt werden. Zur PFO-Dia-
gnostik ist der Goldstandard die Transösophageale Echokardiographie
(TEE), bei der ein Ultraschallkopf über den Rachen in die mittlere Spei- ble-diving“ nach den Empfehlungen der GTÜM empfohlen. Nur in Aus-
seröhre vorgeschoben wird, um das PFO zwischen linkem und rechtem nahmefällen ist der PFO-Verschluss mittels Schirmchenverschluss durch
Vorhof zu detektieren. Man spricht hier, wie bereits erwähnt von einem Katheterverfahren (zwei Prozent schwere Komplikationen) bei Tauchern
Shunt (Kurzschlussverbindung). medizinisch indiziert und selbst nach erfolgreichem PFO-Verschluss (un-
Die Bestimmung der Shunt-Lokalisation (Lungengefäß- oder Herzshunt) vollständiger Verschluss in zwei bis fünf Prozent) kann es wieder zu einer
sowie dessen Größe ist nicht trivial und erfordert vom Untersucher DCI kommen, da, wie erwähnt auch andere Shunt-Mechanismen, wie
Können und Erfahrung in dieser Form der Herzultraschalldiagnostik. zum Beispiel Lungenshunts oder Lebervenenshunts relevant sein können.
Zudem sind einige Shunts nur belastungsabhängig geöffnet und daher in Auch nach PFO-Verschluss wird Taucherinnen und Tauchern zu konser-
Ruhe nicht auffindbar. Taucher mit Nachweis eines PFO wird “low-bub- vativem Tauchen geraten.
Abb. 4
links: Offenes Foramen ovale,
der Druck im rechten Vorhof ist
unter normobaren Bedingungen
geringer als links.
rechts: Offenes Foramen ovale,
während des Valsalva Manövers bzw.
während der Dekompressionsphase Grafik: Stephanie Naglschmid
bzw. nach einem Tauchgang an der
Oberfläche ist der Druck im rechten
Vorhof größer.
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