Page 38 - divemaster Ausgabe 114 - Okt/Nov/Dez 2022
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archäologie








































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                                                                                   generell verboten. Dank neuer Kameratechnik
                                                                                     konnten die Behörden nun aber das Wrack
                                                                                  von Alonnisos freigeben. Fünf Spezialkameras,
                                                                                     ausgestattet mit KI (Künstlicher Intelligenz)
                                                                                            stehen um das Wrack verteilt...

                     schließen, dass das Schiff auf den Grund sank, ohne zu   mit schwarzer Glasur vermutlich aus Athen stammen. Zwei Funde, einen
                     kippen oder auseinanderzubrechen. Die Verschluss-  Becher sowie eine kleine Schale, konnten die Wissenschaftler auf die Jahre
                     stopfen sowie der Wein in den Amphoren haben sich   420 bis 400 v. Chr. datieren.
                     nicht erhalten; nicht ein einziger Tropfen hat die Jahr-  Im Jahr 2000 wurden drei weitere Abschnitte ausgegraben. In den unters-
                     hunderte überdauert. Für immer verloren gegangen   ten Schichten kamen 82 kleine Holzreste zum Vorschein, die erste Hinwei-
                     sind damit auch der Duft und Geschmack antiker   se auf die Konstruktion des Schiffes lieferten. Darunter waren Holznägel
                     Weine. Allerdings können DNA- und Pollenanalysen   sowie Fragmente von acht Zentimeter dicken Planken.
                     heute einiges über den ehemaligen Inhalt verraten.  Das Schiffswrack von Alonissos liefert uns also erste Hinweise darauf, wie
                     In einem nächsten Arbeitsschritt wurden von den 72   die damaligen Schiffsbauer die Herausforderung des Baus eines etwa 25
                     Quadraten die Abschnitte Θ5 und Θ6 ausgegraben.   Meter langen Rumpfes angegangen sind. Denn zuvor gefundene antike
                     Dabei zeigte sich, dass die Amphoren in drei bzw. vier   Schiffswracks waren deutlich kleiner, weshalb sich natürlich auch die Fra-
                     Lagen übereinandergestapelt waren. Im  untersten   ge stellt, wie gelang und welche wirtschaftlichen Motive es gab, plötzlich
                     Bereich stießen die Taucher auf Steine sowie wenige   deutlich größere Schiffe mit mehr Ladekapazität zu bauen.
                     Holzreste, von denen einige verkohlt waren. Ob das
                     ein Hinweis auf ein Feuer und somit für den Unter-  DIE LADUNG
                     gang des Schiffes ist, bleibt unbeantwortet.   Das Schiff hatte zwei unterschiedliche Amphoren-Arten geladen. Zum
                     Eine 14C-Analyse ergab ein Fälldatum des Holzes zwi-  einen die zwölf Kilogramm schweren Amphoren vom Typ Mende mit

                     schen 480 und 420 v. Chr. Die Kalksteine  waren Teil   21,4 Litern Fassungsvermögen sowie die 9,3 Kilogramm schweren Am-
                     des Schiffsballasts. Zwischen all den Amphoren kam
                     auch schwarzglasiertes Geschirr zutage. Aufgrund der
                     Anzahl, der Lage und des hervorragenden Zustands
                     kann davon ausgegangen werden, dass es Teil der
                     Fracht und nicht das Bordgeschirr der Mannschaft
                     war. Tonanalysen zeigten, dass die meisten Objekte




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