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I. CHRONISCHE ATEMWEGSERKRANKUNGEN & TAUCHEN
             Krankhafte Veränderungen von Lunge und Atemwegen können das
             Risiko für Tauchunfälle erhöhen.
             Das betrifft insbesonders Erkrankungen, die mit einem sogenannten
             Air-Trapping (s.u.) einhergehen.
             Akute Erkrankungen der Lunge und Atemwege und/oder einge-
             schränkte Lungenfunktion verbieten grundsätzlich das Tauchen.
             Bei bestimmten Konstellationen kann das Tauchen ärztlich vertretbar
             sein, sofern die Erkrankungen stabil und die Lungenfunktion nicht ein-
             geschränkt sind.

           dieser chronischen Lungenerkrankungen. Info-Box I. fasst die wesent-
           lichen Fakten zum Tauchen und zur Tauchtauglichkeit mit diesen
           chronischen Atemwegserkrankungen zusammen.

           ASTHMA BRONCHIALE UND TAUCHSPORT
    NATUR   l   EXPEDITION   l   WISSENSCHAFT   l   MEDIZIN   l   AUSBILDUNG   l   TECHNIK   l   FOTO   l   HISTORIE
           Asthma bronchiale ist wie bereits beschrieben eine chronische und
           mitunter in Anfällen auftretende Atemwegserkrankung, die von einer    Abb. 2: Computertomographie-Aufnahme des Brustkorbs  (CT-
           dauerhaften Entzündung der Atemwege geprägt ist, mit der perma-  Thorax), Transversalebene (axialer Schnitt).
           nenten Bereitschaft auf bestimmte Reize der Einatemluft und damit   Ausgedehntes Lungenemphysem mit multiplen Emphysembullae (gro-
           der Umgebung überempfindlich zu reagieren (bronchiale Hyperre-  ße Blase rechts unten sowie mehrere Blasen links oben und links unten
           agibilität). Dadurch kommt es zum Anschwellen der Atemwege und   im Bild). Diese Emphysemblasen stellen eine lebensbedrohliche Kontra-
           zäher Schleim verlegt die Atemwege, was letztlich zur beschrieben   indikation zur Ausübung des Tauchsports, aber auch für das Schnorchel-
                                                                   tauchen dar, da stets die Gefahr der Ruptur und somit die Entstehung
           Atemwegsobstruktion und dadurch zu Luftnot führen kann.   eines Pneumothorax (Lungenriss) sowohl in der Kompressions-, als auch
           Viele Menschen weisen eine Hyperreagibilität der Atemwege auf, ohne   in der Dekompressionsphase besteht.
           dass ihnen diese bekannt oder bewusst ist. Beim Tauchen kann die
           Einatmung der extrem trockenen und kalten Atemluft aus dem Tauch-
           gerät, insbesondere bei körperlicher Belastung, bei Menschen mit
           überempfindlichen Atemwegen zu Luftnot durch Verkrampfung der   wie zum Beispiel bei einer Bronchitis, oder sie besteht dauerhaft wie
           Atemwegsmuskulatur führen, sowie zu einer vermehrten Schleimpro-  beim bereits angesprochenen Asthma bronchiale.
           duktion, wodurch die Ein- und Ausatmung (Ventilation) beeinträchtigt   Die Schwierigkeit bei der Ausübung des Tauchsports besteht für
           wird. Weiterhin kann eine hohe Strömungsgeschwindigkeit, wie sie bei   Asthmapatienten darin, dass das Risiko für eine Lungenüberdehnung
           erhöhter Anstrengung unter Wasser oder bei tiefen Tauchgängen auf-  (Barotrauma der Lunge = pulmonales Barotrauma) aufgrund von
           tritt, in den kleinen Atemwegen eine Verengung verursachen.   Air Trapping erhöht ist. Beim Air Trapping handelt es sich um die
           Ein wichtiger Warnhinweis (Frühsymptom), sei es über oder unter   Situation, dass Luft während der Ausatmung durch die Verengung
           Wasser vor dem Auftreten von Luftnot, kann Reizhusten sein. Eine so   der kleinen Atemwege (Bronchiolen) nicht in dem Maße im Rahmen
           beschriebene Atemwegsempfindlichkeit kann vorübergehend bestehen,   des Auftauchens (Dekompressionsphase) abgeatmet werden kann,


                                                                   II. ASTHMA BRONCHIALE & TAUCHSPORT
                                                                   Asthmatiker sind heutzutage nicht grundsätzlich vom  Tauchsport
                                                                   ausgeschlossen, das heißt, es besteht keine absolute Kontraindikation.
                                                                   Tauchtauglichkeit ist unter Berücksichtigung von Art und Schwere des
                                                                   Asthmas differenziert zu bewerten.
           Grafik: Stephanie Naglschmid                          wie sie eingeatmet wurde, und es daher zum Luftverhalt in diesen
                                                                   Die Asthmakontrolle spielt hier die entscheidende Rolle!




                                                                 Lungenbereichen kommt (Grafik 2). Daraus kann ein Lungenriss (mit
                                                                 folgendem Pneumothorax) in den entsprechenden Lungenbereichen
                                                                 resultieren (Abb. 1).
                                                                 AIR TRAPPING
                                                                 Air-Trapping selbst wird durch sehr trockene und kalte Atemluft aus
              Grafik 2: Air Trapping                            Pressluftflaschen provoziert, die wie erwähnt einen bronchialen Reiz
             Gelb markiert die Verschleimung in den Atemwegen.   darstellt und zur Obstruktion der Atemwege bis hin zum Asthma-
                                                                 anfall unter Wasser führen kann. Zudem führen hohe Strömungs-




                                                                                                          divemaster    #115    |   31
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